Von Problemen, Ressourcen und Lösungen

Oder: das Neun-Felder-Modell

Heute möchte ich eine Methode vorstellen, die vielfältig einsetzbar ist: Ich habe sie bereits genutzt, um Einzelpersonen bei der Lösung von konkreten Problemen zu unterstützen, aber auch um Teams bei der Definition von Herausforderungen und der Generierung von Lösungsmöglichkeiten zu leiten. Es ist ein einfaches und praktisches Werkzeug, welches Einzelpersonen und Teams Hilfe zur Selbsthilfe anbietet. Es geht um das das Neun-Felder-Modell von Prof. Joseph Rieforth.

Das Neun-Felder-Modell lädt dazu ein, den Kontext eines erlebten Problems zu erforschen und, statt im problemfokussierten Denken zu verweilen, eine lösungsorientierte Denkrichtungen einzuschlagen. Grundsätzlich gibt es drei Ebenen:

  • Fragen auf der Ebene des Problems, um ein differenziertes Bild zum Problemerleben, zu den wahrgenommenen Hindernissen und Herausforderungen zu erhalten.
  • Fragen auf der Ebene der Ressourcen, um ein Gefühl für die möglicherweise hilfreichen Ressourcen, z.B. Eigenschaften, Fähigkeiten, hilfreichen Personen oder Netzwerke zu bekommen.
  • Fragen auf der Ebene der Lösungen, um die eigentlichen Interessen, den Veränderungswunsch, die Vision der Betroffenen herauszuarbeiten.

Mit dieser Methode kann erreicht werden, dass Einzelpersonen oder Teams eine klare Benennung eines Problemerlebens erreichen, einen Wunsch bzw. ein Ziel formulieren und die dafür nötigen Ressourcen besprechen (Ganz nach dem Motto: „Wo bin ich, wo möchte ich hin und was brauche ich dafür?“)

 

Wie kann vorgegangen werden?

Zunächst sind zwei Achsen mit jeweils drei Feldern nötig. Diese können in einem Word-Dokument, auf einem virtuellen Whiteboard oder MURAL zur virtuellen Arbeit, oder in einem physischen Raum auf den Boden geklebt/gelegt vorbereitet werden (siehe Bild oben). Insbesondere bei letzter Variante wird durch die tatsächliche Bewegung durch die aufgeklebten Felder die Nutzung dieser Methode als Resonanzfläche noch direkter erlebbar. Die x-Achse ist die Zeit (Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft) und die y-Achse wird von den drei Ebenen (Problem – Ressource – Lösung) bestimmt.

Neun-Felder-Modell

Es wird ein/e Moderator/in bzw. befragende Person benötigt und ggf. eine weitere, die genannte Punkte aufschreibt (im physischen Raum auf Karten, ansonsten im Word-Dokument bzw. auf dem MURAL).

  1. Nun startet die Befragung der Einzelperson oder des Teams mit Fragen zum aktuellen Problemerleben (Unten, Mitte): Hier fokussieren sich die involvierten Personen auf die Darstellung des Problems und das Verstehen des Kontexts steht im Vordergrund. Interessant ist es, wenn es sich um ein Problemerleben eines Teams bzw. mehrerer Personen handelt, die das Problem ggf. unterschiedlich schildern; in diesem Fall kann dieser erste Schritt bereits sehr aufschlussreich und hilfreich sein, einen gemeinsamen Standpunkt zu entwickeln. Fragen könnten sein: Um was geht es aus deiner Sicht eigentlich? Wer ist von der Situation betroffen? Was ist für mich/uns schwierig?
  2. Nach der Erläuterung des Problemerlebens geht es ins linke Feld auf der Ebene des Problems, das Problem in der Vergangenheit; Hier kann mehr über den Verlauf des Problems erfahren werden: Seit wann gibt es das Problem? Wann wurde es zuerst wahrgenommen? Wie hat es sich im Laufe der Zeit entwickelt?
  3. Im nächsten Schritt wird die Zukunft des Problems besprochen (Unten rechts); hier steht die klärende Frage im Vordergrund: Was wäre, wenn man nichts tut? Wie würde sich das Problem zukünftig entwickeln?
  4. Nun verlassen wir die Problemebene und springen auf die Lösungsebene (obere Reihe) in die Gegenwart (Mitte): Hier ist das Ziel, dass die betroffene(n) Person(en) ein besseres Verständnis für die eigene Wunschvorstellung bekommt. Fragen könnten sein: Welche Veränderung wäre wünschenswert?
  5. Daraufhin wird die Lösungsebene in der Vergangenheit (Oben links) betrachtet, um den Fokus auf in der Vergangenheit erfolgreich erfüllte Wünsche zu lenken: Welche (ähnlichen) Wünsche wurden (in ähnlichen Situationen) in der Vergangenheit schon erfolgreich erfüllt?
  6. Als letztes wird in der Lösungsebene die Zukunft (Oben rechts) besprochen: Was wäre, wenn der Wunsch realisiert werden würde? Was würde sich ändern? Wie würde sich das anfühlen?
  7. Zu guter Letzt werden die Ressourcen betrachtet. Hier kann in der Vergangenheit (links) begonnen und Ressourcen betrachtet werden, d.h. Fähigkeiten und Möglichkeiten, die in der Vergangenheit hilfreich waren um Ziele zu erreichen. Hier können die genannten Ziele von oben Links (Ziele in der Vergangenheit) ein gutes Leitbild sein.
  8. Danach betrachten wir die gegenwärtigen Ressourcen: Was sind aktuelle eigene Gestaltungsmöglichkeiten um das Problem zu transformieren bzw. zu bessern? Was könnte hilfreich sein?
  9. Zuletzt werden die Ressourcen in der Zukunft Hier geht es um den nachhaltigen Einsatz von Ressourcen, d.h. welche Möglichkeiten habe ich heute, um zukünftig dieses Problem zu vermeiden? Wie können eigene Stärken am besten eingesetzt werden?

Am Ende dieser Methode hat die Einzelperson bzw. das Team möglicherweise ein differenzierteres Bild von der Herausforderung und mehr mögliche Lösungsmöglichkeiten an der Hand. Zudem kann Bewusstsein für die Stärken und Möglichkeiten geschaffen werden – und vielleicht sogar neue Energie und Lust, aus dem problemzentrierten Denken herauszutreten und lösungsorientierte Wege einzuschlagen.